Dem Klima zuliebe: Kirchenkreis bringt innovatives Konzept auf den Weg

Erstellt von Andreas Schoener | |   News aus dem Kirchenkreis

"Wir Menschen sind Teil der Schöpfung und mit besonderer Verantwortung für sie betraut." Getreu diesem Leitgedanken verabschiedet die Kirchenkreissynode des Kirchenkreises Cuxhaven-Hadeln in Cadenberge ein umfassendes Energiemanagementkonzept. Doch die letzte Sitzung in dieser Legislatur ist kein trockener Beschluss-Marathon.

Festlich eingedeckt sind die langen Tischreihen im Marc5. Superintendentin Kerstin Tiemann begrüßt jeden Teilnehmer per Handschlag. Die 22. Tagung der Kirchenkreissynode ist zugleich die letzte in dieser Besetzung. Sechs Jahre Amtszeit sind vorüber, im Januar wird ein neues "Kirchenparlament" an den Start gehen - Gelegenheit also, Bilanz zu ziehen, nach vorne zu schauen und gemütlich miteinander zu essen.
Für Mensch, Flora und Fauna im Kirchenkreis
Vor dem kulinarischen Vergnügen gibt's noch einiges zu tun. Zunächst wird ein neues Zuweisungskonzept für die 32 Kirchengemeinden im Kirchenkreis vorgestellt, das sich stärker an der Zahl der jeweiligen Gemeindeglieder und der Kubatur der Kirchengebäude orientiert. Zur Unterstützung während der Umstellung wird eine Solidarregelung beschlossen.
Klimafreundliches Wirtschaften im Fokus
Schwerpunkt des Abends ist die Präsentation des Energiemanagementkonzepts, mit dem der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln auf Geheiß der Landeskirche sein Bemühen um klimafreundliches Wirtschaften bekundet. Pastorin Meike Müller-Bilgenroth aus Wanna und Lars Medenwald, ehemaliges Kirchenvorstandsmitglied aus Oberndorf, haben - immer wieder unterstützt von Superintendentin Tiemann - während der vergangenen Monate ein Papier erstellt, das die Vorgaben des Bundes-Klimaschutzgesetzes und der Landeskirche Hannover umsetzen soll, um die Bedrohungen durch den fortschreitenden Klimawandel zu mildern. Es wird ausführlich diskutiert in Cadenberge - und mehrheitlich verabschiedet, was Mensch, Flora und Fauna im Kirchenkreis bessere Bedingungen ermöglichen soll.
Vier Säulen und ein großes Ziel für alle Gemeindeglieder
Das "Klimaschutzpaket" basiert auf vier Säulen, denen alle Gemeindeglieder im Kirchenkreis künftig ihre verstärkte Aufmerksamkeit widmen sollen: Es geht um energiesparendes Gebäudemanagement, um klimafreundliche Mobilität, nachhaltige Bewirtschaftung von Kirchenland und die Produktion von regional erzeugtem Strom.
Die eigentliche Arbeit beginnt im nächsten Jahr
Schnell wird an diesem Abend klar: Die Vorstellung des Konzepts ist erst der Anfang, die eigentliche Arbeit beginnt im nächsten Jahr. Dann wird die neue Synode unter anderem Fachausschüsse für besseren Klimaschutz und den geeigneten Umgang mit Kirchenland bilden. Sie sollen die Detailarbeit vorantreiben und dafür sorgen, dass das Energiemanagement konsequent fortgeschrieben wird.
Sämtliche Treibhausgasemissionen sollen auf null gefahren werden
Was ist geplant? Bis zum 31. Dezember 2035 soll nach den Vorgaben der Landeskirche gewissenhaftes Gebäudemanagement sämtliche Treibhausgasemissionen aus dem Betrieb kircheneigener Immobilien um mindestens 80 Prozent reduzieren, zehn Jahre später soll die Netto-Treibhausgasneutralität erreicht sein. Das setzt unter anderem eine Bestandserfassung aller Pfarrhäuser, Gemeindehäuser und Kirchen auf der Basis der in 2023 und 2024 verabschiedeten Gebäudebedarfspläne voraus.
Jede Kirchengemeinde ernennt einen Energiebeauftragten
Damit nicht genug: Eine jede Kirchengemeinde wird einen Energiebeauftragten ernennen, ihre Energieverbräuche dokumentieren, jährliche Baubegehungen anstrengen und gezielte Maßnahmen einleiten, Energieverbräuche und Treibhausgasemissionen kontinuierlich zu reduzieren. Der Kirchenkreis selbst verantwortet die strategische Ausrichtung des Energiemanagements und unterstützt die Gemeinden in ihren Aufgaben. Das Kirchenamt ist mit im Boot, benennt einen Ansprechpartner.
Ohne besondere Anstrengungen wird es nicht gehen
In Sachen Mobilität wird es ebenfalls nicht ohne besondere Anstrengungen gehen. Im ländlich geprägten Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nicht ausreichend ausgebaut, die Länge der Wegstrecken und die Witterung an der Nordsee machen ein Auto unentbehrlich. Vor diesem Hintergrund seien die finanziellen Ressourcen zur Erstattung von Kosten wichtig, heißt es im Papier. Auch die Förderung von E-Fahrzeugen müsse geprüft werden. Mit diesem Thema wird sich der noch zu gründende Klimaausschuss der neuen Kirchenkreissynode eingehend beschäftigen.
Alternativlose Vorgaben auch beim Gebäudemanagement
Die Vorgaben der Landeskirche sind wie beim Gebäudemanagement jedoch alternativlos: 80 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bei beruflich bedingter Mobilität bis 31. Dezember 2035, keine Netto-Treibhausgase mehr bis Ende 2045. Das setzt eine detaillierte Tabelle voraus, die von den verschiedenen Berufsgruppen und Ehrenamtlichen fortlaufend ausgefüllt werden soll. Auch wenn der eine oder andere aus der Runde das Verfahren ob vermehrter Schreibarbeit in Zweifel zieht - Superintendentin Tiemann hält es für unumgänglich und für sinnvoll zugleich. Sie spricht im Sinne der Sache von einer "Achtsamkeitsübung, die dazu führt, dass jeder sein Mobilitätsverhalten überprüft und gegebenenfalls ändert".
Nachhaltige Bewirtschaftung von Kirchenland ein Kernpunkt
Wichtiger Kernpunkt des Konzepts ist die nachhaltige Bewirtschaftung von Kirchenland. Folgende Ziele sollen dabei verfolgt werden: Die Biodiversität auf den Flächen soll erhöht, die Treibhausgasemissionen sollen gesenkt werden, die kirchlichen Einnahmen durch Landbesitz sollen sich nicht verändern, die Neuversiegelung von Flächen in kirchlicher Nutzung sollen weitestgehend vermieden oder ausgeglichen werden. Zudem sind Friedhofs- und Grundstücksflächen ökologisch aufzuwerten. Auch hier geht eine Bestandserfassung der Detailarbeit voraus.
Regional produzierter Strom auf Kirchendächern
Ambitioniert sind die Ziele ebenso, wenn es um die Produktion von regional erzeugtem Strom geht. Demnach soll bis zum 1. Juni nächsten Jahres der Bestand aller kircheneigenen Gebäude erfasst sein, die sich dafür eignen, auf ihren Dächern Solarwärme oder -strom mittels Photovoltaik zu erzeugen. Mit der Konkretisierung des Konzepts wird der Klimaschutzausschuss der neuen Kirchenkreissynode Anfang nächsten Jahres beauftragt werden.
"Kirchenschiff" ist trotz Gegenwind auf einem guten Kurs
Nach dem Essen blickt Superintendentin Kerstin Tiemann auf die gemeinsame Zeit seit ihrem Dienstbeginn am 1. Oktober 2022 zurück. Sie spricht von einem Schiff, das schnell Fahrt aufgenommen habe und dabei so manchem scharfen Wind getrotzt habe. Dennoch habe die Mannschaft gute Arbeit geleistet, unter anderem das Schutzkonzept zur Prävention sexueller Gewalt verabschiedet, Gebäudebedarfspläne erstellt und – bei all diesen Anstrengungen - auch noch auf mehrere Offiziere (Pastoren) verzichten müssen, die durch Krankheit oder Pensionierung nicht mehr an Bord sein konnten. „Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch“, betont Tiemann. "Wir erhielten grandiose Mannschaftsverstärkung, zunächst durch Pastorin Meike Müller-Bilgenroth, dann durch Pastorin Martina Weber und schließlich durch das Pastorenteam Franziska May und Axel Scholz. "Viermal Personalzuwachs, eine großartige Sache. Viermal neuer Schwung und neue Ideen.“
Zwischenapplaus für die Mannschaft an Deck
Immer wieder gibt es Zwischenapplaus für die verdienten Mitfahrenden auf dem Kirchenschiff - beispielsweise für die Diakonie und deren Mitarbeiter, für den Kindertagesstättenverband, für jene, die in Kinder- und Jugendarbeit aktiv sind, für das berufsbildende Werk, für die Seemannsmission und für "unsere drei Kreiskantoren und die Musikusse unter uns". Es ließe sich insgesamt so viel Positives berichten, betont die Superintendentin, und spricht unter anderem von ihrer vierwöchigen Visitation in den Kirchengemeinden Sahlenburg, Altenwalde, Groden, Altenbruch und Lüdingworth. Doch nicht nur für die Menschen ebendort gibt es ein dickes Lob, sondern für alle Ehren- und Hauptamtlichen im Kirchenkreis. „Was mussten Sie an schweren und richtungsweisenden Entscheidungen treffen“, anerkennt die Superintendentin. "Und deshalb dürfen Sie alle sich nun mit dem guten Gefühl verabschieden, Meilensteine geschafft und ein stabiles Gerüst gebaut zu haben", unterstreicht Kerstin Tiemann. "Wir sind Kirche - und dank Ihnen mutig-stark-beherzt."

 

 

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Ein Präsentkorb als Dankeschön: Superintendentin Kerstin Tiemann verabschiedet Dirk Baack aus Lamstedt, der zwölf Jahre lang der Kirchenkreissynode vorsaß und sie gewissenhaft und engagiert durch die Legislaturperioden geführt hat.
Die Mitglieder der Kirchenkreissynode haben sich in Cadenberge von ihren Sitzen erhoben, um den Kirchenkreissynoden-Vorstand um (von links) Lars Medenwald, Ulla Bergen und Dirk Baack zu verabschieden. Auch Superintendentin Kerstin Tiemann applaudiert herzlich. Auf dem Bild fehlen Annette Henning-Sommer von der Mitarbeitervertretung und Stefan Bischoff, Pastor in Ritzebüttel.
Pastorin Meike Müller-Bilgenroth und Lars Medenwald haben monatelang am Energiemanagementkonzept gearbeitet. Anhand von vier Themenbereichen wird der Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln seinen Einsatz für mehr Klimafreundlichkeit fortsetzen.
Eine farbige Kerze für die Adventszeit: Superintendentin Kerstin Tiemann überrascht (von links) Karl-Heinz Link aus Belum sowie Silke Marx und Michelle Zabel aus Altenwalde mit einem besonderen Geschenk.