Pastorin Sabine Manow und ihr Team vom Kirchenvorstand sind noch ein wenig aufgeregt, als sie an diesem Abend proben, was da an Heiligabend in der Cuxhavener Martinskirche feierlich über die Bühne gehen soll. Dialoge werden zumeist erst einmal von Handzetteln abgelesen, das eine oder andere Requisit wird ins rechte Licht gerückt. Und manchmal pfeift das Mirko noch.
Kulisse noch an die Kita in Döse ausgeliehen
Aufs komplette Bühnenbild muss der schauspielerisch talentierte Kirchenvorstand noch eine Weile warten. Die Kita in Döse benötigt die stimmungsvolle Kulisse in Kürze für eine eigene Aufführung. Aber nicht schlimm. Es wird fleißig improvisiert im halbdunklen Gotteshaus.
Die klassische Version der Weihnachtsgeschichte
"Auf Wunsch zahlreicher Bürger spielen wir die klassische Version der Weihnachtsgeschichte, halten uns also unmittelbar ans Lukas-Evangelium", betont Sabine Manow, die seit Januar den erkrankten Pastor Stefan Bischoff vertritt. "Wir freuen uns auf jede Szene", lächelt die Kirchenfrau leise. Und die Damen und Herren im Hintergrund nicken eifrig, sind Feuer und Flamme fürs gemeinsame Tun. Sie alle wissen um die Geschichte aller Geschichten: Es geht um Weihnachten, es geht um Nächstenliebe und unendliche Hoffnung, es geht um die frohe Botschaft.
Schnell in die selbstgenähten Kostüme geschlüpft
Die Kostüme - überwiegend genäht von Sabine Scholtyssek - haben die Akteure allesamt bereits übergeworfen. Da ist unter anderem der stattliche Statthalter Quirinus, gespielt von Gerd Scholtyssek, da sind die einfach gekleideten Hirten Nicole Röhrs, Sabine Heinsohn und Jennifer Röhrs, da sind die bäuerlich gewandeten Wirtsleute Susanne Rüsch und Petra Junker und da sind - nicht zuletzt - Maria und Josef, die sich in Person von Sabine Scholtyssek und Volker Manow auf den mühsamen Weg machen, vor der Geburt des Christuskindes eine geeignete Herberge zu finden.
Caspar und Melchior können ihren Einsatz kaum abwarten
Sabine Manow trägt das prächtige Gewand des Balthasar, der später als einer der Heiligen Drei Könige an der Krippe auftauchen wird, um das Christuskind mit Myrrhe zu beschenken. Ihre Kollegen Caspar und Melchior, dargestellt von Elias Junker und Finn Heinsohn, lassen sich ebenfalls nicht lumpen. Die beiden Lütten - übrigens die einzigen Kinder auf der Kirchenbühne - haben reichlich Gold und Weihrauch im Gepäck. Sie können ihren Einsatz kaum abwarten.
Ein Gebot von Kaiser Augustus hält die Menschen auf Trab
Doch ohne Geduld geht's nicht an diesem Abend. Kirchenvorstandsmitglied Conny Uppendahl liest aus dem Lukasevangelium zunächst "(...) von der Zeit, als ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde". Maria und Josef kommen von der Seite - so will es die Regie - und bleiben in der Mitte vor Quirinus stehen. Der schickt sie auf Geheiß seines Vorgesetzten schnurstracks nach Bethlehem - "ein Befehl des großen Kaisers, dem darf man sich nicht widersetzen", donnert der Mann in Uniform ehrfurchtgebietend, "macht Euch sofort auf den Weg."
Mit demutsvoller Leidensmine gen Bethlehem
Maria und Josef haben verstanden. Nach einem langen Gang durch die gleißende Sonne - ohne Fantasie geht's natürlich nicht beim Krippenspiel - klopft Volker Manow als Josef bittend an eine Gasthaustür. Das hölzerne Utensil mit Griff ist direkt vor den Kirchenbänken aufgebaut, damit an Heiligabend ein jeder auch mitbekommt, dass die erschöpften Eheleute im ersten Anlauf barsch abgewiesen werden. Erst der zweite Versuch - wieder "klopf, klopf, klopf" an der Holztür - ist von Erfolg gekrönt: In einem Stall zwischen Heu und Stroh finden die beiden endlich Unterschlupf. "Ein Stall ist besser als nichts", sagt Maria, deren demutsvolle Leidensmine von Sabine Scholtyssek gut rübergebracht wird.
Immer wieder aufgelockert durch Gesang und Orgelklang
Sieben Szenen - immer wieder aufgelockert durch Gesang und Orgelklang - werden binnen 30 Minuten in der St. Martinskirche, wie in vielen anderen Kirchengemeinden, davon erzählen, was der christlichen Welt bis heute unerschütterliches Glaubensfundament ist. Doch es bleibt nicht bei den Aktionen der Großen rund um den Altar. Auch die kleinen Besucher sollen mitmachen. Wenn Sprecherin Conny Uppendahl die Menge der himmlischen Heerscharen ankündigt, die verzückt dem Verkündigungsengel folgen, sollen alle Kinder auf die Kirchenbänke steigen. "Das wird nochmal ein besonderer Höhepunkt unserer Aufführung sein", verspricht Sabine Manow, ohne weitere Details zu verraten. Nur so viel: Wer mal sehen will, wie es die Großen machen - das Krippenspiel an Heiligabend beginnt um 14.30 Uhr.