DREI FRAGEN ZU WEIHNACHTEN AUF SEE...

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...an Martin Struwe, Pastor bei der Seemannsmission Cuxhaven.

Herr Struwe, die Seemannsmission  verteilt 900 Weihnachtstüten an die,  ohne die so manches Weihnachtsgeschenk nicht unterm Baum landen würde, die aber am Heiligen Abend ihre Familien nicht sehen - wie hilft das?

Struwe: "Knapp 1,3 Millionen Seeleute sind weltweit auf Schiffen unterwegs. Da sind 900 Geschenke natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber genau wie wir in Cuxhaven, beschenken alle Seemannsmissionen weltweit Seeleute in diesen Tagen. Seeleute, ohne deren Arbeit unsere Gabentische sicher deutlich leerer wären, erleben sich oftmals als "unsichtbares Rädchen" im globalen Welthandel. Da ist ein Geschenk in dieser besonderen Zeit vor allem ein Zeichen "nicht vergessen zu sein". Seeleute erleben so, dass wir an Land um ihre Situation wissen."

Wie ist denn Weihnachten für die Seeleute?

Struwe: "Ab Oktober ist bei unseren Besuchen an Bord Weihnachten regelmäßig Thema. Vor allem die Frage "Werde ich dieses Jahr zu Hause sein?" spielt da eine zentrale Rolle. Seeleute sind je nach Herkunft und Rang drei bis neun Monate an Bord und haben so schon oft Weihnachten mit den Lieben daheim verpasst. Insofern sind die Weihnachtstage in meiner Erfahrung für Seeleute eine schwierige Zeit. Dies ist oftmals mit Sehnsucht und Heimweh verbunden. Und nicht selten mit dem Plan, nach der Heimkehr z.B. im Februar mit den Kindern Weihnachten nachzufeiern."

Was sind die größten Geschenke, Ihrer Erfahrung nach?

Struwe: "Vor allem das Erleben "Da denken Menschen in der Fremde an mich" ist der wichtigste Teil des Geschenks. Dazu gehört z.B. immer eine Telefonkarte für den Kontakt in die Heimat, diese ist bei vielen überaus beliebt - weil sie so Zeit mit der Familie geschenkt bekommen. Aber auch ein Kalender gehört immer mit dazu. Dieser ist für Seeleute wichtig, es geht darum, die "geschafften Tage" durchzustreichen - das ist auf dem Handykalender nicht möglich. Der am häufigsten geäußerte Wunsch in den letzten beiden Jahren war, dass die Familie in der Heimat und die Kollegen an Bord gesund bleiben mögen."

aus: "Nwesletter der Landeskirche vom 14.12.2021"

 

 

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